Biotechnologie sorgt für Nachhaltigkeit – Grüne Gentechnik für bessere Lebensverhältnisse
(Berlin – 16. Dezember 2020) Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen können dazu beitragen, das Einkommen und somit den Lebensstandard von Kleinbauern zu erhöhen. Sie helfen so, das Nachhaltigkeitsziel „Keine Armut“ der Vereinten Nationen zu erreichen. Indien ist der weltweit größte Produzent von Baumwolle. Rund sechs Millionen Tonnen dieses textilen Rohstoffs werden dort jährlich geerntet. Die Baumwollfelder gehören meistens Kleinbauern, deren Landbesitz weniger als sechs Hektar beträgt. Durch den Anbau von gentechnisch veränderten (gv) Baumwollpflanzen konnten sie ihren Ernteertrag laut einer Langzeitstudie um 24 Prozent erhöhen und dadurch ihr Einkommen um 50 Prozent steigern. Auch der Anbau von gentechnisch veränderten Auberginen in Bangladesch wurde in den letzten Jahren sehr gut von Bauern angenommen, der Einsatz von Pestiziden konnte reduziert werden, die Erträge stiegen deutlich.
Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender des Biotechnologiebranchenverbands BIO Deutschland erklärt: „Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen können auch in kleinbäuerlichen Anbausystemen große Vorteile bringen. Die Bauern müssen für höhere Erträge weniger konventionelle Insektizide ausbringen, was auch die Gesundheitsbelastung reduziert. Das rechnet sich selbst dann, wenn die Kosten für Saatgut steigen. Das Potenzial der Biotechnik und der Gentechnik für Nutzpflanzen wird mit dem Einsatz des ‚Genome Editing‘ noch einmal zunehmen.“
„An den Beispielen von insektenresistenten Baumwoll- und Auberginenpflanzen sieht man, dass die grüne Gentechnik einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Armut in Schwellenländern leisten kann“, sagt Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland. „Natürlich sind auch bei gentechnisch veränderten Pflanzen Resistenzbildungen ein Thema. Dagegen helfen ausreichend Refugienflächen und das Vermeiden von Monokulturen. Die schweren Vorwürfe, dass die Einführung von gv-Baumwollsaatgut zu erhöhten Selbstmordraten in Indien führte, konnten durch seriöse Studien widerlegt werden. Wir müssen technologieoffen prüfen, wie wir unsere Nachhaltigkeitsziele am besten erreichen können“, ergänzt Bronsema.
Die gv-Baumwollpflanzen sind mit Genen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) ausgestattet, die ein Protein bilden, das den schädlichen Baumwollkapselbohrer vernichtet. Insgesamt gibt es mehr als hundert verschiedene Bt-Varianten, die jeweils nur gegen bestimmte Insekten wirken und nützliche Arten nicht gefährden. Für Säugetiere und für Menschen sind Bt-Präparate harmlos. Seit mehr als 50 Jahren werden sie in Pflanzenschutzmitteln versprüht und auch im ökologischen Landbau vielfach verwendet. Neben der Gentechnik sind auch andere biotechnologische Methoden wie die Zell- und Gewebekultur nicht mehr aus der modernen Pflanzenzüchtung wegzudenken, wie zum Beispiel beim Weizen. Ausgehend von unterschiedlichen Pflanzenteilen ermöglichen die modernen biotechnischen Verfahren die Regeneration und Vermehrung von Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften.
Über die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“
Im Jahr 2019 feierte der Begriff „Biotechnologie“ hundertjähriges Jubiläum. Karl Ereky war Direktor der Viehverwertungsgenossenschaft ungarischer Großgrundbesitzer und Autor des deutschsprachigen Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Begriff Biotechnologie in die Welt kam. Die Veröffentlichung erschien 1919 erstmals in Berlin. Deshalb wurde 2019 das erste Themenjahr „100 Jahre Biotechnologie“ ins Leben gerufen, in dem zwölf Monate lang Meilensteine der Biotechnologie der letzten 100 Jahre gefeiert und auch ein Blick in die Zukunft geworfen wurde. In der Weiterführung der Initiative, dem Themenjahr „101 Jahre Biotechnologie“ liegt der Fokus auf den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen.
Die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“ hat folgende Unterstützer: Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. (bbb), Biotechnologische Studenteninitiative (btS e. V.), Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), Gesellschaft für chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA e. V.), Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.), Verein Deutscher Ingenieure (VDI e. V.) und Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM e. V.)
Folgen Sie dem Themenjahr auf Twitter @100JahreBiotech.