Biotechnologie sorgt für Nachhaltigkeit - Mit Biokunststoffen gegen das Plastikproblem

(Berlin – 16. September 2020) Unser Planet hat ein Plastikproblem. Die Menschheit verbraucht heute 20-mal mehr Kunststoff als vor 50 Jahren. Jedes Jahr produziert sie 400 Millionen Tonnen Kunststoff, den größten Teil davon für Einwegprodukte und Verpackungen. Nur ein Siebtel dieser Produktion werden durch Recycling einer Wiederverwertung zugeführt. Wind und Wasser schwemmen jedes Jahr rund acht Millionen Tonnen des Plastikmülls in die Weltmeere und belasten diese Ökosysteme damit schwer. Hier können solche Biokunststoffe helfen, die aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden und darüber hinaus auch biologisch abbaubar sind. Große Hoffnungen richten sich hier auf die durch Bakterien fermentativ hergestellten Biokunststoffe Polyhydroxybuttersäure (PHB) sowie andere sogenannte Polyhydroxyalkanoate (PHAs). Denn diese zerfallen auch in natürlicher Umgebung wie den Ozeanen vollständig und vergleichsweise schnell, bei hohen Temperaturen in weniger als sechs Monaten, und es werden keine speziellen Kompostierungsanlagen dafür benötigt.

Norbert Hentschel, Vorstandsmitglied von BIO Deutschland kommentiert: „Das viele Plastik in den Weltmeeren ist ein ernstes Problem für das ökologische Gleichgewicht dieser Gewässer. Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastik haben sich mittlerweile in den Ozeanen gesammelt. Wir müssen deshalb diesen Müll so gut wie möglich vermeiden bzw. gebrauchte Kunststoffe wiederverwerten. Das wird aber nicht ausreichen. Wir brauchen noch andere Lösungen. Die Biotechnologie kann helfen. Große Hoffnungen richten sich auf eine Klasse von Biokunststoffen, die sogenannte PHAs. Sie werden von Bakterien produziert, haben gute Verpackungseigenschaften und zerfallen in Ozeanen vollständig und vergleichsweise schnell. So leistet die Biotechnologie einen wichtigen Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit.“

Polyhydroxyalkanoate (PHAs) sind Naturstoffe. Hunderte von verschiedenen Mikroorganismen bauen sie normalerweise in ihrem Organismus als Energiespeicher für nahrungsarme Zeiten auf. Noch ist die industrielle Herstellung von PHA-Kunststoffen auf Basis bakterieller Fermentation so teuer, dass ihr Preis nicht mit herkömmlichen Kunststoffen konkurrieren kann. Die Nachfrage nach ihnen aber wächst rasch. 2019 waren sie auf dem Weltmarkt ausverkauft.

Über die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“

Im Jahr 2019 feierte der Begriff „Biotechnologie“ hundertjähriges Jubiläum. Karl Ereky war Direktor der Viehverwertungsgenossenschaft ungarischer Großgrundbesitzer und Autor des deutschsprachigen Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Begriff Biotechnologie in die Welt kam. Die Veröffentlichung erschien 1919 erstmals in Berlin. Deshalb wurde 2019 das erste Themenjahr „100 Jahre Biotechnologie“ ins Leben gerufen, in dem zwölf Monate lang Meilensteine der Biotechnologie der letzten 100 Jahre gefeiert und auch ein Blick in die Zukunft geworfen wurde. In der Weiterführung der Initiative, dem Themenjahr „101 Jahre Biotechnologie“ liegt der Fokus auf den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen.

Die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“ hat folgende Unterstützer:  Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. (bbb), Biotechnologische Studenteninitiative (bts e. V.), Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), Gesellschaft für chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA e. V.), Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.), Verein Deutscher Ingenieure (VDI e. V.) und Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM e. V.)

Folgen Sie dem Themenjahr auf Twitter @100JahreBiotech.

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