Biotechnologie sorgt für Nachhaltigkeit – Nahrungspflanzen, die dem Klimawandel trotzen
(Berlin – 22. Oktober 2020) Wärmer als im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts war es auf der Erde seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen nie. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieser Klimawandel die Ursache für heftige Hitzewellen und desaströse Dürren. Das bedroht auch die Produktivität der Landwirtschaft und die globale Ernährungssicherheit. Um diese Auswirkung des Klimawandels zu bekämpfen, arbeiten Forscher in aller Welt mit Hochdruck unter Einsatz der Biotechnologie daran, Nahrungspflanzen zu züchten, die Hitze aushalten und auch bei Dürren noch ausreichende Erträge liefern.
Besonders dringend sind wassereffiziente Kulturpflanzen für die Länder des subsaharischen Afrika. Für mehr als 300 Millionen Menschen ist Mais dort das wichtigste Grundnahrungsmittel. Um sie besser vor Hungersnöten zu schützen, hat das „International Maize and Wheat Improvement Center“ (CIMMYT) in einem 10-jährigen Forschungsprogramm viele regional angepasste Maissorten gezüchtet, die in Dürreperioden bis zu einem Drittel mehr Ertrag bringen als herkömmliche Varianten. Dafür setzten die Forscher vor allem molekularbiologisch fundierte Verfahren der Präzisionszüchtung ein, um Gene für Dürretoleranz schnell identifizieren zu können.
Hubert Birner, Vorstandsmitglied des Biotechnologiebranchenverbands BIO Deutschland, kommentiert: „Die Biotechnologie hat die Pflanzenzüchtung und die globale Landwirtschaft stark verändert, besonders dadurch, dass so genannte konventionelle Züchtungen viel zielgerichteter und schneller durchgeführt werden können als noch vor hundert Jahren. Auch neue Züchtungsmethoden, wie die gerade mit dem Nobelpreis gewürdigte Genom-Editierung, verändern die Pflanzenzüchtung rapide. Diese Methoden werden schon intensiv für die Verbesserung von Nutzpflanzen genutzt. Wir müssen das Potenzial dieser Technologie auch in Europa unterstützen, z. B. durch Berücksichtigung beim Green Investment, um eine nachhaltige Landwirtschaft trotz Klimawandel zu ermöglichen.“
In Afrika wie auch anderswo in der Welt werden auch gentechnische Methoden angewandt, um Kulturpflanzen resilient gegen Trockenheit zu machen. Forscher der argentinischen Firma Bioceres übertrugen dazu beispielsweise mit Erfolg ein Gen der Sonnenblume auf Soja und Weizen. Bayer wiederum bietet in Asien eine genetisch modifizierte Reissorte an, die auch bei Überschwemmung oder Trockenheit ertragreich bleibt.
Über die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“
Im Jahr 2019 feierte der Begriff „Biotechnologie“ hundertjähriges Jubiläum. Karl Ereky war Direktor der Viehverwertungsgenossenschaft ungarischer Großgrundbesitzer und Autor des deutschsprachigen Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Begriff Biotechnologie in die Welt kam. Die Veröffentlichung erschien 1919 erstmals in Berlin. Deshalb wurde 2019 das erste Themenjahr „100 Jahre Biotechnologie“ ins Leben gerufen, in dem zwölf Monate lang Meilensteine der Biotechnologie der letzten 100 Jahre gefeiert und auch ein Blick in die Zukunft geworfen wurde. In der Weiterführung der Initiative, dem Themenjahr „101 Jahre Biotechnologie“ liegt der Fokus auf den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen.
Die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“ hat folgende Unterstützer: Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. (bbb), Biotechnologische Studenteninitiative (btS e. V.), Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), Gesellschaft für chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA e. V.), Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.), Verein Deutscher Ingenieure (VDI e. V.) und Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM e. V.)
Folgen Sie dem Themenjahr auf Twitter @100JahreBiotech.