Folge 10: „Das Erbgut kann entziffert werden“

(Berlin, 14. Mai 2019) Was heute selbstverständlich ist, nämlich das technische Abtasten der Erbsubstanz DNA, das Sequenzieren, wurde 1977 etabliert. Um mit DNA arbeiten und die in ihr codierten Informationen zu Zwecken der Grundlagenforschung, Diagnostik und Therapieentwicklung nutzen zu können, muss man die exakte Abfolge ihrer chemischen Bausteine, der sogenannten Basen, bestimmen. Das grundlegende Verfahren dafür, auf dem noch die heute modernsten Methoden beruhen, wurde Mitte der 1970er Jahre von Frederick Sanger und seiner Arbeitsgruppe erfunden. 1977 entzifferten sie damit die vollständige DNA-Sequenz eines Virus mit 5.386 Basen. Sanger qualifizierte sich damit für eine äußerst seltene Ehre: Er wurde 1980 zum zweiten Mal mit einem Chemienobelpreis ausgezeichnet, den er 1958 erstmals für die Aufklärung der Struktur des Insulins erhalten hatte.

„Medizinischer Fortschritt ist heute nicht vorstellbar ohne das Sequenzieren von Erbgut. Täglich werden Tausende von Basen in Laboren von Universitäten und Unternehmen abgelesen, um Krankheiten besser zu verstehen und therapieren zu können. Die revolutionäre Sanger-Methode ist immer noch aktuell, wobei in den letzten 30 Jahren im Schulterschluss mit Ingenieuren erhebliche technologische Weiterentwicklungen in diesem Bereich stattgefunden haben“, erklärt Oliver Schacht, Vorstand der BIO Deutschland. „Die erste Sequenzierung eines menschlichen Genoms nahm um die Jahrtausendwende 13 Jahre in Anspruch und kostete fast drei Milliarden US-Dollar. Heute, rund 15 Jahre später, geht das schon in wenigen Wochen für mehrere Hundert US-Dollar.“

Über das Themenjahr „100 Jahre Biotechnologie“

Im Jahr 2019 feiert der Begriff „Biotechnologie“ hundertjähriges Jubiläum. Karl Ereky war Direktor der Viehverwertungsgenossenschaft ungarischer Großgrundbesitzer und Autor des deutschsprachigen Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Begriff Biotechnologie in die Welt kam. Die Veröffentlichung erschien 1919 erstmals in Berlin. Der Biotechnologiebranchenverband BIO Deutschland nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um das Jahr 2019 mit dem Thema „100 Jahre Biotechnologie“ zu feiern. Über zwölf Monate hinweg werden die zahlreichen, besonderen Entdeckungen und Innovationen der Biotechnologie in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Umwelt beleuchtet und gewürdigt. Weitere Informationen zum Themenjahr stehen unter www.100jahre-biotech.de zur Verfügung.

Die Initiative „100 Jahre Biotechnologie“ hat folgende Unterstützer:  Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. (bbb), Biotechnologische Studenteninitiative (bts e. V.), Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.) und Verein Deutscher Ingenieure (VDI e. V.).

Folgen Sie dem Themenjahr auf Twitter @100JahreBiotech.

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