Folge 12: „Chemiker erfindet Kettenreaktion zur starken Vermehrung von Erbsubstanz“

(Berlin, 11. Juni 2019) Um ein Stück der Erbsubstanz DNA untersuchen zu können, brauchen Forscher Millionen Kopien davon. Die Idee, wie sich diese Kopien schnell und einfach herstellen lassen, hatte der Chemiker Kary B. Mullis bei einer nächtlichen Autofahrt durch Nordkalifornien im Jahr 1983. Schon zehn Jahre später wurde er für seine Erfindung, die sogenannte Polymerase Kettenreaktion (PCR), mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet. Die PCR ahmt den natürlichen Prozess nach, mit dem bei jeder Zellteilung die DNA verdoppelt wird. Nur wird der Kopierdurchgang nicht einmal durchlaufen, sondern bis zu 30 Mal in wenigen Stunden. Da sich mit jeder Runde auch die Anzahl der Kopievorlagen verdoppelt, lassen sich so rasch größere Mengen an Erbmaterial gewinnen. Für den Prozess braucht man unter anderem ein so genanntes Polymerase-Enzym, das die Verdoppelung der DNA durchführt und dabei – im Gegensatz zu den meisten Enzymen – hohe Temperaturen aushalten kann. Forscher fanden solche Polymerasen in Bakterien der heißen Quellen des Yellowstone National Park.

Roland Sackers, Vorstand des Biotechnologiebranchenverbands BIO Deutschland, erklärt: „Wenige Innovationen haben die Molekularbiologie so beschleunigt wie die der Polymerase-Kettenreaktion. Beispiele für die praktische Anwendung dieses Verfahrens sind heute Begleitdiagnostika für die personalisierte Medizin, das DNA-Profiling in der Gerichtsmedizin, der schnelle Nachweis von Antibiotikaresistenzen und Viren oder das Ablesen des genetischen Codes für humangenetische Analysen. Die PCR ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung und Technologie zusammen Fortschritte in Wissenschaft, Gesundheitsfürsorge und weiteren Lebensbereichen ermöglichen können.“

Über das Themenjahr „100 Jahre Biotechnologie“

Im Jahr 2019 feiert der Begriff „Biotechnologie“ hundertjähriges Jubiläum. Karl Ereky war Direktor der Viehverwertungsgenossenschaft ungarischer Großgrundbesitzer und Autor des deutschsprachigen Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Begriff Biotechnologie in die Welt kam. Die Veröffentlichung erschien 1919 erstmals in Berlin. Der Biotechnologiebranchenverband BIO Deutschland nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um das Jahr 2019 mit dem Thema „100 Jahre Biotechnologie“ zu feiern. Über zwölf Monate hinweg werden die zahlreichen, besonderen Entdeckungen und Innovationen der Biotechnologie in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Umwelt beleuchtet und gewürdigt. Weitere Informationen zum Themenjahr stehen unter www.100jahre-biotech.de zur Verfügung.

Die Initiative „100 Jahre Biotechnologie“ hat folgende Unterstützer:  Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. (bbb), Biotechnologische Studenteninitiative (bts e. V.), Gesellschaft für chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA e. V.), Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.) und Verein Deutscher Ingenieure (VDI e. V.).

Folgen Sie dem Themenjahr auf Twitter @100JahreBiotech.

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