PHA: ein natürlicher Kunststoff kann helfen das Plastikproblem zu lösen
Unser Planet hat ein Plastikproblem. Die Menschheit verbraucht heute 20-mal mehr Kunststoff als vor 50 Jahren. Jedes Jahr produziert sie 400 Millionen Tonnen Kunststoff, den größten Teil davon für Einwegprodukte und Verpackungen. Nur ein Siebtel dieser Produktion führt sie durch Recycling einer Wiederverwertung zu. Auch gibt es in vielen Ländern keine funktionierende Müllabfuhr. Deshalb schwemmen Wind und Wasser jedes Jahr rund acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastik haben sich dort inzwischen angesammelt und bedrohen deren ökologisches Gleichgewicht und die Gesundheit von Tieren und Menschen.
Kunststoffmüll zu vermeiden und gebrauchte Kunststoffe wiederzuverwerten, sind zweifellos die wichtigsten Wege, um das planetare Plastikproblem zu lösen. Das wird aber bei weitem nicht ausreichen, denn Kunststoffe sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Hier kommen Biokunststoffe ins Spiel, die nicht nur aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden, sondern darüber hinaus auch biologisch abbaubar sind. Polymilchsäuren sind die bekanntesten und häufigsten davon. Allerdings erfordert ihr Abbau besondere Bedingungen, die es meist nur in speziellen Kompostierungsanlagen gibt. Große Hoffnungen richten sich daher auf die Polyhydroxybuttersäure (PHB) und andere sogenannte Polyhydroalkanoate (PHAs). Denn sie zerfallen auch in natürlicher Umgebung wie den Ozeanen vollständig und vergleichsweise schnell.
Das liegt daran, dass PHAs Naturstoffe sind. Hunderte von verschiedenen Mikroorganismen bauen sie normalerweise in ihrem Organismus als Energiespeicher für nahrungsarme Zeiten auf. Noch ist die industrielle Herstellung von PHA-Kunststoffen auf Basis bakterieller Fermentation so teuer, dass ihr Preis nicht mit herkömmlichen Kunststoffen konkurrieren kann. Die Nachfrage nach ihnen aber wächst rasch. 2019 waren sie auf dem Weltmarkt ausverkauft.